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FC Wacker. In memoriam?

Blick von der Nordtribüne des alten Tivoli Stadions (c) tivoli-nord.info

Blick von der Nordtribüne des alten Tivoli Stadions (c) tivoli-nord.info

Meine liebste Wacker-Erinnerung?
Die ist lange her.
Damals hat der FC Wacker FC Swarovski Tirol geheißen und ich war als schelmischer Bierverkäufer im alten Tivoli Stadion unterwegs. Schelmisch deshalb, weil wir Bierjungs mit einer Kiste voller grausligem Pappbecherbier durch die Reihen liefen und wir damals nach Strich und Faden logen und betrogen. Aus 16 Bechern Bier wurden wundersamerweise 20 – Wasser und Pappbechervorrat sei Dank. Ob wir das Bier verwässert haben oder das Wasser verbiert haben, weiß ich nicht mehr. Wechselgeld hatten alle von uns mit dabei – aber offiziell war es uns dummerweise gerade ausgegangen.
Den ohnehin schon warmgesoffenen Fans war das alles A) egal, weil „auf die paar Schilling kommts jetzt auch nicht an. Salzburga O****lecha! Gemma, Hansi Müllaaaaaa! “, B) egal, weil sie sich in dem Moment des Betrugs an ihre eigene Kindheit erinnerten und sie es damals auch so gemacht haben oder C) gar nicht egal. Für Fall C hatten wir ein Notfallpaket Wechselgeld im Socken versteckt.

Für gesamt kaum 3 Stunden Arbeit erhielten wir so das Doppelte des durchschnittlichen monatlichen Taschengeldes. Es war aber auch harte Arbeit muss man fairerweise sagen. Vom vielen „Bier!?! Bier!?!“ rufen waren wir 2 Tage lang heiser – und beim einen oder anderen zeichnete sich im Nacken die Tendenz zur Mitgliedschaft bei der KPÖ ab.

Ein Hansi-Müller-Autogrammkarte, wie wir sie gerne gehabt hätten: unterschrieben.

Ein Hansi-Müller-Autogrammkarte, wie wir sie gerne gehabt hätten: unterschrieben.

Meine zweitliebste Wacker-Erinnerung?
Die ist lange her.
Damals hat der FC Wacker FC Swarovski Tirol geheißen und ein Freund und ich wollten unbedingt ein Autogramm vom damaligen Top-Star Hansi Müller haben. Ich weiß heute nicht mehr wie aber irgendwie hatten wir herausgefunden, wo er wohnt. Das war in Arzl. Mit unseren Rädern zogen wir los und bliesen zum Halali der Autogrammjagd. Wir läuteten an der Wohnungstüre. Keine Reaktion. Wir läuteten noch einmal. Bitte, Hansi, sei zuhause. Keine Reaktion. Wir läuteten noch einmal – und weil uns fad und sowieso niemand zuhause war, läuteten wir Sturm. Ringringringrinrrrrriiiiinnnggg! Plötzlich wird die Türe aufgerissen, Hansi Müller steht mit hochrotem Kopf in der Türe, brüllt irgendwas von wegen „Kinder!!“ und „aufgeweckt!!“ und „Danke, ihr Rotznasen!!!“ und knallt uns die Türe vor der Nase wieder zu.

Die Rückreise per Fahrräder war ein einziges Schweigen. Die Autogrammkarte landete irgendwann zusammengefaltet in den Speichen unserer BMX-Räder, um so den Klang eines Motorrads zu imitieren.

Am Ende. Und doch Jubeln? Ich wünsche es dem FC Wacker.  Bild (c) FC Wacker

Am Ende. Und doch Jubeln? Ich wünsche es dem FC Wacker. Bild (c) FC Wacker

Meine drittliebste Wacker-Erinnerung? Die wird einmal lange her gewesen sein. Damals wird der FC Wacker FC Wacker geheißen haben, war aus der Bundesliga in die Tipp-Kick-Liga abgestiegen und wäre fast in die regionale Regionalliga abgestiegen. Mit mehr Kampf und Krampf als Spiel und Spaß wird das Spiel gegen den SV Horn (Nähe Schloß Rosenburg. In Niederösterreich.) gewonnen worden und der Klassenerhalt Dank eines SV Horn-Eigentors in der 92. Minute geschafft worden sein. Jahre später wird der FC Wacker wieder in der Bundesliga gespielt haben.

Diese Erinnerung wünsche ich mir und dem FC Wacker. Nicht wegen hohler bla-bla-Phrasen wie „Vorbildfunktion eines Bundesligavereins für die Jugend“, „touristischer Mehrwert“ und vor allem: „Umwegrentabilität“.
Ich wünsche mir und dem FC Wacker diese Erinnerung, damit in der Zukunft auch Andere Erinnerungen haben können, wie ich sie oben beschrieben habe.
Am 29. Mai ab 19:30 Uhr, beim letzten Heimspiel der Saison gilt’s: Toi, toi, toi, Wacker!

Markus Koschuh

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