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Ein Mensch denkt nach

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Wir leben in einer Zeit in der es notwendig werden wird, sich zu
entscheiden. Ob man Mitläufer und somit für ebenso schuldig befunden
werden wird wie jene, die zum Mitlaufen aufrufen, oder ob man sich der
Freiheit zu denken, zu rede,n zu hinterfragen, bedient, um die verlogenen
Aufrufe, die uns zu nationaler und ideologischer Zugehörigkeit einladen,
als das zu erkennen, was sie sind: nämlich Intoleranz und Hass.

Ich spreche hier sowohl von den angeblichen politischen Strömungen aus der
Mitte: den Wütenden den Ohnmächtigen und den blind Gläubigen; ich
verurteile nicht eine Gruppierung oder einen Glauben, ich verurteile alle,
die blind folgen, sich mit der einfachen Antwort, dass all die
Anderen Schuld an eigentlich Allem haben, zufrieden geben und in blindem
Hass die Parolen wider die anderen schmettern, die vor hundert Jahren zum
ersten Mal einem Weltkrieg vorausgingen.

Ich verurteile also all jene, ohne deren passives Mitläufertum radikale Bewegungen – seien sie
ideologisch politisch oder religiös – erst gar keine Macht erlangen
könnten. PEGIDA und radikale Islamisten; das Eine kann ohne das Andere
nicht existieren. Die Namen sind dabei austauschbare Synonyme für die
immer wieder gleichen von Machthunger getriebenen Systeme, deren
Strukturen immer wieder programmatisch und absolut jegliche Vernunft und
Menschlichkeit verachtend ein Feindbild generieren, dessen Ausmerzung am
Anfang einer friedlichen und glücklichen Zukunft steht.

Es ist eben jener blinde Glaube, der sich auch im Festhalten an längst
Widerlegtes spiegelt, gepaart mit der Ignoranz und Faulheit des
Individuums, dem es eigentlich an nichts mangelt und das dennoch
unzufrieden ist, der uns als Zivilisation immer wieder an den Rand
unseres eigenen Untergangs bringt. Nur wer bereit ist zu glauben, ohne zu
hinterfragen, wird sich wider einer Sache anführen lassen, die in ihrer
Grundaussage im Idealfall dämlich, im schlimmsten Falle fatal ist.

Ob diese Sache ein „…wir werden den Krieg nach Amerika tragen und euch
zeigen wie es ist…“ oder ein „…Europa der abendländischen
Kultur…“ ist, ist mir dabei egal. Wer immer den Aufrufenden folgt,
selbst die Hände zur Wut-Faust hochgereckt vor sich herträgt und diese
unsäglichen Jahrtausende alten Parolen nachgeifert, die dem Tode so
vieler Millionen Menschen in den Millennia unserer Zivilisationen voraus
gingen, der ist es dem ich meinen tiefsten und ehrlichsten Abscheu
entgegenbringe. Denn ohne jene, die blind folgen, gäbe es keine
Massenbewegungen der Unzufrieden, die nicht mehr weit davon entfernt zu
sein scheinen ,Schritte einzuleiten, die ein Zurück schwer möglich
machen. Es gäbe nicht Hunderte, die bereit wären, sich für die ihnen
als ihre eigenen eingetrichterten Überzeugungen zu opfern und als
Selbstmordattentäter ihren Zorn unter die Anderen die Schuldigen an
allem Leid zu bringen.

Was beim Sport schon beinahe ein Mantra für die unsportlichen ist
nämlich „dabei sein ist alles“ ist in den Köpfen der Mitläufer
wohl immer noch nicht angekommen. Deshalb als Merksatz: Wer mitläuft,
ohne zu hinterfragen, und mitgrölt, ohne nachzudenken, ist ebenso
schuldig, an dem was passiert, wie jene, die dazu aufrufen.

Dominik Kornthaler, am 13.01.2015

Gast

One Comment

  1. Sehr geehrter Herr Kornthaler,

    Vielen Dank für Ihren Artikel.

    Ihren Ohnmacht und Wut betreffend Rattenfänger und Mitläufer teile ich. Die größte Schuld am Zustand unserer Gesellschaften würde ich bei den sehr wenigen sehen, die aus Habgier, Allmacht und Präpotenz und unter schamloser (Aus)nutzung der globalen Resourcen einerseits und der Apathie und Hilflosigkeit der Mehrheit der Menschen, bedingt durch Überlebenszwänge andererseits, uns in den Abgrund stürzen wollen.

    Die „Zwänge“ in der wir Individuen leben, sollen sicherlich keine Ausrede für den Mangel an Reflexion über und Widerstand gegen das Mitläufertum sein. Jedoch ist der Grad an Komplexität unserer Welt, das von einigen Wenigen zur Perfektion und zum Nachteil aller Anderen betrieben wird so schäbig, so undurchsichtig und vermutlich so unwiderruflich, dass es den meisten Menschen wahrscheinlich nichts anderes übrigbleibt als zu resignieren bzw. mitzulaufen.

    Ihre Zeilen sind auch deshalb wichtig, damit interessierte aber mutlose Geister sich ein Beispiel an reflektierte Courage nehmen können. Danke

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