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Dinkhausers Abgang: Ein Lauter sagt leise „Servus“

Mit markigen Sprüchen hatte er noch als Tiroler Arbeiterkammer-Präsident die Stammtischhoheit gewonnen: wer kennt ihn nicht, seinen „Aussi aus die Staudn!“-Sager. Er war als Polterer gleichermaßen bekannt bei den einen wie verschrien bei den anderen, wollte es 2008 bei der Landtagswahl wissen und schaffte damals mit dem damaligen Noch-Mitstreiter Fritz Gurgiser aus dem Stand 18 Prozent: Fritz Dinkhauser.

Beim heutigen Pressegespräch zeigte er sich durchwegs geknickt, müde und rang anfangs mit seiner Fassung. Das war ein neuer Dinkhauser, einer, der zugab, nicht alles erreicht zu haben, was ihm und seinen Mitstreitern 2008 vorgeschwebt war. Einer, der leer wirkte – und geläutert. Leer deshalb, weil der Tod des Liste-Fritz-Klubobmanns und designierten Nachfolgers Bernhard Ernst auch in Dinkhausers Gesichtszügen nachwirkt. Geläutert, weil er sich nun eingestehen musste, dass er gesundheitlich nicht mehr der ist, der er früher war: „Es ist nicht leicht, aufzugeben, und es ist schwer, zuzugeben, dass es nicht mehr geht“.

In Anwesenheit seiner Frau Heidi, der er für ihre Geduld dankte („anderswo wird so eine Frau heilig gesprochen“) zog er auch kurz Bilanz: man habe Bewegung ins Land und in den Landtag gebracht. Erstmalig habe es eine mandatsstarke Opposition gegeben. Da und dort seien kleine Erfolge gelungen, in Summe seien aber 90 Prozent der Anträge von der ÖVP-SPÖ-Regierung abgelehnt worden. Seien es die Agrargemeinschaften oder das leistbare Wohnen.

Es wäre nicht Fritz Dinkhauser, wenn er gegen Ende des Pressegesprächs nicht doch noch die Stimme erhebt. Einmal noch blitzen seine Augen auf und seinem Mund entkommt ein flammender Appell: Die Leute sollten der Politik nicht das Feld überlassen, sondern sich einbringen, engagieren. „Und wenn’s nur ein Leserbrief ist“.

Die Zukunft der Liste Fritz ist offen wie ein Scheunentor zur Erntezeit: Dinkhauser, der in einer ersten Plakatserie schon affichiert ist, sagt Adieu. Der als Kronprinz gehandelte Bernhard Ernst verstarb. Agrargemeinschafts-Experte Andreas Brugger kandidiert nicht mehr. Deshalb wurde die Devise „Nachdenkpause“ ausgegeben. Eine Nachdenkpause, die meinem Gefühl nach nur logisch im Nichtantreten der Liste Fritz münden kann. Und vielleicht in der Unterstützung der neuen Gruppierung „vorwärts Tirol“ rund um die beiden Ex-LandesrätInnen Hans Lindenberger und Anna Hosp.

Ein Lauter sagt leise „Servus“ – und der auf leisen Schritten nahende Landtagswahlkampf sagt laut „Hallo!“

 

Markus Koschuh

10 Comments

    • die politik ist manches mal schizophren genug, den oder die eineN (lindenberger oder "gründungsmitglied" oppitz-plörer) zu unterstützen und die andere (hosp) nicht einmal zu ignorieren …

  1. die gerüchte über das ableben der liste fritz sind stark übertrieben. sowohl für die grünen wie für die vorwärts-partie gilt: wer die fritz-wähler abspenstig machen will, der muss sich klar zu einer regierung ohne övp bekennen. und grüne wie vorwärts wollen ja mit platter und der övp packeln.

    • vorwärts tirol: keine regierung ohne övp.

      grüne: keine regierung mit "system platter". mit platter an sich also wohl schon. und also auch mit der övp.

      da wird’s mit einer eventuellen "empfehlung" an die wählerInnen seitens der liste fritz also schwierig. aber so richtig an ein antreten kann ich derzeit auch nicht mehr glauben … da kann man nur auf eine kurze "nachdenkpause" und baldige klarheit hoffen.

       

  2. das ist aber hoffentlich ein schlechter Scherz, oder gasterl? Wenn sich hier wer anbiedert, dann ist es Gebi selbst: "Danke Fritz, dein Kampf geht weiter, freue mich immer über deine Ratschläge …"

     

    Die Grünen haben mich schwer enttäuscht, mit ihrer Ansage Platter doch zum Landeshäuptling zu wäheln – warum sind sie so opportunistisch?

  3. Hm, Dinkhauser hat es immer glänznd verstanden, sein Image als Rebell und Aufrührer zu pflegen, war aber dann doch mehr ein Dampfplauderer als sonst was … hoffentlich wird man von Gebi Mair nicht irgendwann als Dinki 2.0 sprechen müssen.

  4.  Eine Liste ohne den Namensgeber wäre nur bedingt sinnvoll. Vielleicht unterstützt Dinkhauser sowieso "vorwärts tirol" … dann sind Platters Tage wohl endgültig gezählt.

  5. Ich finde es eher peinlich vom Gebi Mair, wie schleimig er sofort die Dinkhauserwähler/innen anbaggert. Aber leider wirkts immer mehr, als hätte er auch nicht mehr drauf, als gegen die ÖVP und alle, die irgendwie etwas mit ihr zu tun haben, zu schimpfen. Mehr kommt einfach nicht mehr aus dem grünen Lager. Aber das ist wahrscheinlich die neue grüne Politik, die Politik der anderen!

     

    Um den FD tuts mir leid, aber nach dem Tod von Bernhard Ernst wars beinahe schon absehbar. Insgesamt wird aber eine spannendere Wahl, auch wenn ich vor dem Wahlk(r)ampf bereits Angst habe. Ich wünsche (mir von) allen Parteien, dass die die grenzen des guten Geschmacks nicht überschreiten!

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