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Die Geister sind unter uns

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Der Herbst ist immer wieder die Zeit, sich intensiver mit dem Tod zu beschäftigen als wir das im übrigen Jahr tun. Seien es Konzerte, Ausstellungen wie etwa die zurzeit in der Hofburg laufende Ausstellung Das Letzte im Leben oder eben auch Theateraufführungen,  wie sie jetzt eben gerade  das Innsbrucker Westbahntheater zeigt .Dieses hat sich des als Filmdrehbuch konzipierten Stückes  Das Spiel ist aus  des französischen Philosophen und Autors Jean Paul Sartre angenommen, das auch 1947 als Film realisiert worden war, den man auf YouTube ansehen kann.

Der Inhalt des Stückes / Filmes ist schnell erzählt: Es geht um einen Widerstandskämpfer in einer fiktionalen Diktatur, der, weil er einen Mitkämpfer des Verrats bezichtigt hat, von diesem erschossen wird. Zeitgleich wird eine junge Frau von ihrem wohlhabenden Mann, der diese nur ihrer Mitgift wegen geheiratet hat, vergiftet. Beide landen nun in einem Jenseits, das weder Himmel noch Hölle ist und auch keine Wiedergeburt, sondern darin besteht, dass die Toten weiter unter uns leben, nur dass weder wir ihre Anwesenheit bemerken noch sie mit uns kommunizieren oder interagieren können. Eine doch ziemlich schräge Vorstellung für eine atheistischen Philosophen  des zwanzigsten Jahrhunderts, die aber nichtsdestotrotz ihren Charme hat und über die sich wohl trefflich philosophieren lässt. So werden also bei beiden Protagonisten, des Stückes,  die sich vorerst ja noch gar nicht kennen,  im Jenseits von einer älteren Dame empfangen und ihnen wird gesagt, dass sie sich frei unter den Lebenden bewegen können. Da sie aneinander Gefallen finden entsteht in ihnen der sehnlichste Wunsch, noch mal auf der Erde zu diesen zurückzukehren, ein Wunsch, der vorerst aussichtslos erscheint, dann jedoch durch einen dramaturgischen Kunstgriff des Autors ermöglicht wird, indem in der höheren Ordnung ein Fehler aufgetreten ist. Die Beiden hätten sich nämlich sehr wohl im irdischen Leben begegnen sollen und vielleicht sogar ein Paar werden können. Somit bekommen sie noch einmal eine Chance und dürfen noch einmal ins Leben zurückkehren.

Die Zeit wird also nochmal zurückgedreht und  die beiden starten noch einmal ins Leben, mit dem Bonus eines Vorauswissens versehen,  das sie dazu ermächtigen würde, in die Geschichte ihrer Mitkämpfer bzw. ihrer Familie einzugreifen und so ein Unglück zu verhindern. Ob sie es schaffen soll hier nicht verraten werden.

Das Schauspielteam unter der Leitung der Regisseurin Luca hat nun aus dem etwas angestaubten Stück eine spannende Tour de Force gemacht, die mit wenig Mitteln die Grundfrage desselben herausarbeitet und so den „Toten auf Urlaub“  dramatische Szenen abverlangt, die diese mit Bravour leisten. Wenngleich hier auch nicht verschwiegen werden soll, dass die Adaption eines Filmes in ein Theaterstück – eine neue dramatische Kunstgattung sozusagen, die sich immer größerer Beliebtheit unter den Theaterverantwortlichen erfreut – seine Tücken hat.  So sind etwa die wunderbare Kameraführung des Films und  die Schuss-Gegenschuss-Technik, der die Parallelität der Handlung hervorragend ausdrückt, auf der Bühne nicht realisierbar und so wirkt manches oberflächlich und slapstickhaft.  Auch eine etwas unmotivierte Szene, die wohl auf einen sexuellen Missbrauch hindeuten soll, für die es im Original aber keine Entsprechung gibt, müsste hier wohl als unnötige Aktualisierung des Stückes verbucht werden.  Das sollte aber den Eindruck einer doch im Großen und Ganzen gelungenen Inszenierung nicht schmälern und vor allem dem großartig agierenden Schauspieler/innen-ensemble den verdienten Applaus nicht vorenthalten. Der Besuch des Stückes  ist daher vor allem denen empfohlen,  die sich durch das Theater gerne zu philosophischen Fragen verführen lassen.

Aufführungstermine:  sind noch der 23., 24. Und 25. Oktober.

Helmut Schiestl

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