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Der Rapoldipark

Schön liegt der da, der Rapoldipark, mitten im Herzen von Pradl. Nachdem er vor Jahren noch als Drogenumschlagplatz verschrien war, scheint er heute ein feiner Naherholungsraum und Teil der sogenannten grünen Lunge von Innsbruck zu sein, in dem sich Kinder tummeln, junge und ältere Menschen flanieren. Angelegt bereits 1908, als das damals noch von Kleinindustrie dominierte Pradl erst vor vier Jahren als Stadtteil zu Innsbruck gekommen war und benannt nach Martin Rapoldi (1880-1926), einem Journalisten und späteren Tiroler Abgeordneten zum Nationalrat, später dann Gemeinderat und erster Vizebürgermeister. Bereits ein Jahr nach seinem Tod wurde der Park nach ihm benannt, und später dann nach Abbruch des alten Gaswerks erweitert und in seine heutige Form gebracht. Schon damals dürfte er zu einer Art Innsbrucker Volksgarten geworden sein, im Gegensatz etwa zu den doch eher historisches Flair aussendenden großen Innsbrucker Parkanlagen wie etwa den Hofgarten und den Ambraser Schlosspark.

So geben der hübsche Saligen-Fräulein-Brunnen etwa in der Mitte des Parks, dessen Plastik ein Werk des Südtiroler Bildhauers Hans Plangger aus dem Jahr 1958, oder die erst in den Jahren 2013-2015 von Student/innen der hiesigen Architekturfakultät geplante und errichtete bilding Kunst- und Architekturschule für Kinder und Jugendliche,  dem Park doch auch ein wenig künstlerisches Flair, vom dem der Park aber sicher noch ein bisschen mehr vertragen könnte.

Ist der Park doch umgeben von historistischen Gebäuden, der neoromanischen Pradler Pfarrkirche, dem von Fritz Konzert 1928 geplanten Städtischen Hallenbad, einem markanten Wahrzeichen der Innsbrucker Zwischenkriegsarchitektur, dem den Leipziger Platz prägenden Hotel Leipziger Hof und noch vielen kleineren Gebäuden, die den Park gegen Süden hin abschließen. Während im Westen die Rhombergpassage mit dem in den neunziger Jahren errichteten Einkaufszentrum Sillpark durch die vielen Umbauten der Nachkriegszeit leider viel von ihrer ursprünglichen Konzeption verloren hat.

Gelungen finde ich auch die nette Jugendstilbrücke über die Sill, wenn sie vielleicht auch nur dem Jugendstil nachempfunden ist, so genau lässt sich das nicht sagen.

Schon länger ab geht mir allerdings die Figur Der innere Schweinehund, die vor einigen Jahren noch in deren Nähe der Brücke gestanden hat, und an die sich vielleicht die eine oder der andere innsbrucker/in noch erinnern können. Ein unbekannter Künstler oder Künstlerin hat sie angefertigt um damit den Betrachter/innen ein klein wenig ein „erkenne Dich selbst!“ vorzuspiegeln.  Leider ist sie schon vor längerem verschwunden. Immerhin hat sie sogar in einen 1997 erschienen Innsbrucker Stadtführer Eingang gefunden, der aber leider auch schon vergriffen ist.

Kleine Teiche und Brunnenanlagen runden das Bild des Parks ab und machen ihn zu einer feinen Oase in der bewegten Stadt.

Spannend wird es sein, ob der noch im Bau befindliche PEMA-Turm auf der gegenüberliegenden Seite mit der neuen Stadtbibliothek es schafft, ein wenig kulturelles Leben in das Viertel und auch den Park zu bringen  und ihn so etwas von seiner früheren Verrufenheit zu nehmen. Zu wünschen wäre es jedenfalls. Immerhin ist ja ein neues Beleuchtungskonzept bereits in Arbeit, das den Park auch am Abend sicherer machen soll.

Konzerte und auch Theateraufführungen könnten hier vielleicht einiges beitragen, dass der Rapoldipark vielleicht eines Tages so zu einem neuen Hotspot in der hiesigen Kulturszene werden könnte. Immerhin wurde hier vor einigen Jahren ja noch am 1. Mai  der Tag der Arbeit gefeiert. Aber auch das ist bereits Geschichte.

Helmut Schiestl

One Comment

  1. Kenntnisvoller Beitrag! – Die neue Stadtbibliothek sieht (oder hört?) sich zwar von lauter Verkehrslärm und Minderluft umgeben, aber der Idee, den Rapoldipark zu einem Semi-Freikulturzentrum umzupolen, noch dazu ohne dass dieser Einfall von oben kommt, ist auch in Bergsteigermarsch-infiltrierten Regionen viel abzugewinnen. Latente Talente schlummern dem Ende ihrer Inkubationszeit meist entgegen und drängen durch Anreden sicherlich zunehmend ans Licht … – Apropos: Geplante Anschläge auf die Parknatur durch moderne Beleuchtungstechniken sind zwar freilich wiederum der Sicherheit geschuldet, könnten aber ja durch eine weitere Idee einer öffentlichen Erörterung vor Ort ausgeliefert werden. Nämlich durch eine Rednerecke, akkustisch begünstigt beim Enten-Teich, wo jeder vor je zufälligem Publikum anderen seine Meinung mitteilen kann: auch auf die Gefahr hin, dass er/ sie mit ihren/ seinen Ansichten mitunter unter- und badengeht. Dem Hydepark nachempfunden, wären Kurzgrasaspiranten auch damit bereichert. Nach literarischen Lesungen könnte ebenso Nachfrage aufkommen. Denn zu den musischen Künsten zählt ja nicht nur Musik. Autorinnen aus Tirol, Innsbruck-Stadt/-Land und Pradl, dem schließlich Gastgeber-Arrondissement, kämen dafür genuin in Frage und könnten sich so einer Spontan-Rezeption aussetzen und unverhofft positive Resonanz einheimsen. Ebenfalls hätte Kabarett im engeren Sinn hier Picknick.

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