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Das neue Jahr

Mit einem weiteren Rückgang der Arbeitslosenzahlen ist das Jahr 2010 zu Ende gegangen, heißt es heute in den Nachrichten. Und das trotz Wirtschaftskrise. 3,4% ist die Arbeitslosenrate zurückgegangen, heißt es weiter. Nur für ältere Menschen ist die Lage am Arbeitsmarkt noch immer prekär. Heute habe ich mich mit einem Mitdreißiger getroffen, der bereits vier Jahre arbeitslos ist. gut qualifziert, noch nicht alt, wenngleich auch nicht mehr ganz  jung. Aber was heißt das schon. Allerdings sehr kritisch zur Wirtschaftswelt eingestellt. Die Dinge hinterfragend, die Welt hinterfrangend, nicht alles hin- und annehmend, was man ihm vermitteln will. Daher die Frage: Hat so jemand heutzutage überhaupt noch eine Chance? Oder kann der sich gleich für die Frühpension anmelden, die er  natürlich mangels Beitragsjahre nicht bekommt? Am Ende unserer Begegung, die im Café Central stattfand, spielte ihm der Pianospieler so laut, dass er keine meiner Fragen mehr beantworten konnte. Da fiel mir die Geschichte vom ertaubten Pianospieler ein, die ich mal geschrieben hatte, und in der der Pianospieler, das eigene Gespielte nicht mehr hörend, nicht merkte, dass sich ein Cafégast hinter dem Piano zu schaffen gemacht , den Deckel desselben heimlich heruntergeschraubt und eine Saite nach der anderen mit einer Belchschere durchgeschnitten hatte, so dass das Spiel des Pianospielers immer leiser wurde, ehe es gänzlich verstummte,  dieser am Ende seines Spieles aber aufstand so wie immer, und sich vor dem ihm applaudierenden Publikum verbeugte, dankend für den ihnm gespendeten Applaus. So wie er es immer machte

 

 

 

 

Helmut Schiestl

One Comment

  1. Im real existierenden Konsumismus trägt jede/r einen unsichtbaren Barcode. Wir sind alle nur das wert, was wir leisten – bzw. uns leisten können. Der Wert des Menschen bemisst sich an ihrer/seiner Leistung und am von ihr/ihm angehäuften Eigentum. Sogar soziale Beziehungen, Liebe und Freundschaft werden kapitalisiert und konsumiert – Facebook ist dafür ein illustres  Beispiel. Wir alle tanzen mit – aber wer gibt den Takt vor?

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