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Das „Bin-ich-ein-Hipster?,-will-ich-denn-ein-Hipster-sein?,-warum-sollte-ich-mich-dafür-schämen-,-Hipster-zu-sein?,-ich-bin-doch-trotzdem-individuell,-sind-wir-roboterhaft?,-obwohl-wir-ja-gegen-den-Strom-schwimmen-, verdammt!-Konflikt“ Porträt-

Schon immer eigentlich werde ich durchdrungen von einem gewissen „Hipster-Konflikt“, anno dazumal spittete ich in der Unipress modeangehauchte Kolumnen in den Äther des gequälten, referenzüberladenen Modeopfer-Universums, stets grübelnd, ob ich Mode nun gut finden soll, ob ich mich nur verkleide oder doch mein innerstes, authentisches Ich damit ausdrücke.

 

Dann analysierte ich die Musik, Rock’n’Roller auf und hinter der Bühne, erforschte ihren wahren Kern, blickte unter die Oberfläche des Styles. Doch ist im Endeffekt nicht alles Show, alles Abklatsch von etwas schon Dagewesenem? Aber verdammt, ist es, eine Existenzkrise zu haben, nicht wieder so was von Hipster?! Und ist die Flucht vor dem Hipstertum nicht ein Akt der Identitätsverleugnung, ein Schuss ins eigene Knie. Warum geben wir nicht einfach zu, dass wir Hipster sind. Doch schämen wir uns für die immer rasantere Kommerzialisierung unseres Orchideenuniversums, fühlen uns unserer Individualität beraubt, ärgern uns über all die Normalos, die unseren Style kopieren. Flüchtend vor dem Mainstream treffen wir uns an Hipster-Orten, werden Mitglied in Guerilla-Strick-Vereinen,  fahren mit dem Rad und dem Skateboard, tragen Jutesäcke, spotten Orte zum Urban Gardening, denn wir sind anders! Doch sind wir wirklich anders?

Ich will wirklich anders sein, Gutes tun, ganz echt, doch verstricke ich mich nicht teilweise in ein Netz der Illusion? Dreht man sich als Hipster nicht manchmal im Kreis, bis man zum Abklatsch wird, als der man genau gar nichts anders macht und verändert. Das ist die Frage!

Auch Bernadette stellt sich diese Frage. Sie durchlief schon einige Styles, fühlt sich allerdings als elfenhafte Hippie-Flohmarktgängerin derzeit am wohlsten. Kennen tu ich sie von Konzerten, Hipster-Magazin-Launches, wie dem vom Indie-Magazin, und Backstage-Abenteuern. Die Indie-Szene war mal so richtig ihr Ding, doch immer mehr wird diese uninteressant für sie, sie findet es schade, dass dort alles eher oberflächlich rüberkommt. Doch es ist halt so, dass ihr das nicht mehr reicht, da sie dieser Etappe des Hipster-Werdegangs entwachsen ist. Denn sie meint, ihren Style gefunden zu haben, doch ist sie sich dessen auch nicht immer sicher, deshalb auch im „Hipster-Konflikt“. Sie trägt Jutesack, ist süchtig nach Pailletten-besetzten Kleidungsstücken, ärgert sich, dass der Terminus „Hipster“ immer mehr zum Schimpfwort mutiert, denn sie will nicht davon abweichen, an das ursprünglich Positive und Einzigartige des Phänomens zu glauben.

So wollen wir mit euch den „Hipster-Konflikt“ durchleben und erforschen: Zum einen werden wir Ausschau nach euch halten, zum anderen meldet euch, via Kommentaren oder durch ein Shout-Out an redaktion@provinnsbruck.at. Zeigt uns euer natürliches Habitat, lasst uns euch porträtieren, in eurem Lieblingsoutfit fotografieren, eruieren, ob ihr eurem Charakter treu seid, den Spagat zwischen Hip- und Authentisch-Sein schlagen könnt. Ihr dürft gern wütend über das Hipstertum diskutieren und gestikulieren, die „Primal Scream“-Therapiemethode war doch mal und ist vielleicht immer noch der letzte Schrei!? Lasst Euch von uns spotten, wir werden euch oder ihr uns finden. Wir freuen uns schon darauf!


Christina Burger

6 Comments

  1. nerd-brille, vollbart mit anfang 20, jutetasche, kunstausstellung+undergroundclub – hipster, du bist erkannt.

    warum er so verachtet wird?

    glasklar: ein mitläufer und hypeopfer, ein aalglatter mainstreamer, der sich vollkommen reflektionsbefreit als speerspitze der gegenkultur versteht.

  2.  also mir sind die original-Hipsters bedeutend lieber als jene Pseudoselbstdarsteller, die sich dieses Label unter ihre eifohnverkrümmten Fingernägel gerissen haben … zu viel Retrowelle verwandelt jedes Zitat irgendwann in eine abgenudelte Peinlichkeitsparodie.

     

  3. Wieso musste diese Frage gestellt werden, ob ich Hipster bin oder nicht?

    Beschäftigt sie mich doch seit dem Durchlesen des Artikels und lässt mich immer wieder in den Unweiten des Internets nach Definition von "Hipster" suchen, mit der Angst, ich könnte mich selbst finden und meine "Einzigartigkeit" könnte plötzlich vorbei sein. Vorbei, mit der Erkenntnis, dass man nicht zu einem modischen Trend gehört.

    Doch, bin ich nun Hipster oder nicht.

    Musikgeschmack breit gefächert (bis auf Volksmusik, Pop und gewisse "Exzesse" des Metals); meistens einen 3-4 Tage Bart und eine "Hornbrille", die sich schon seit ca. 5 Jahren auf meiner Nase befindet und damit kurz vor der allgemeinen Retrowelle. Subkulturmässig den Fussballfans zuordenbar. Bin ich nun Hipster?

  4. für mich ist der ganze Hype um die Hipsters eher ein kommerzieller. Die Jugenkulturindustrie braucht alle paar Monate eine neue Masche, die ihr dabei hilft Produkte (und wenns Hornbrillen und urschiache Shirts sind) unters konsumgeile Jungvolk zu bringen. Probiert einfach individuell zu sein, keinem Hype nachzurennen und mehr Gewicht auf Taten als auf Marken zu legen … kein Mensch braucht Schablonen und Schubladen!

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