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Bilderberg kommt nach Tirol – die Proteste sind schon da

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25 Flugzeuge und Hubschrauber zum Schutz der Bilderberg-Konferenz in Tirol. Auf Kosten der Allgemeinheit. Dazu 2100 Polizisten. Auch auf Kosten der Allgemeinheit. Ein weiträumig abgesperrter Tagungsort. Abermillionen öffentlicher Gelder für ein eigentlich privates Treffen. Grenzkontrollen inklusive Menschenjagd auf Flüchtlinge. So sieht es aus, wenn sich neofeudale Eliten mit ihren Polit- und Medienfreunden ein geheimniskrämerisches Stelldichein geben. Grund um Grund genug, dem entgegenzutreten.

Seit den 50er Jahren treffen sich auf den Bilderberg-Konferenzen hinter verschlossenen Türen Vertreter von Hochadel, Konzernführungen und Finanzoligarchie mit Politikern und Meinungsbildnern. Alle aus Europa und den USA. Und fast alle Männer. Ihre Agenda ist geheim, aber sehr durchschaubar: sich politischen Themen zu bemächtigen und in dem Sinne voranzubringen, wie es ihrer Macht dient. Bilderberg, das heißt: Lobbyismus auf höchstem Niveau, enthemmter Neoliberalismus, westlerische Kolonialphantasien.

Neben den Spitzen von Google, Facebook, hohen Militärs und dergleichen sitzen im Zentrum der Konferenz so illustre Herren wie David Rockefeller (hinter der progressiven Fassade ein Hauptförderer einer rassistischen Weltbevölkerungspolitik) und Henry Kissinger (notorisch Verantwortlicher u.a. für den Pinochet-Putsch in Chile 1973). Und auch österreichische Vertreter sonnen sich im Glanz der hohen Herren: der ehemalige Minister und jetzige Kontrollbank-Chef Rudolf Scholten, Ex-Bundeskanzler Gusenbauer, der Raiffeisen-Chef und dieses Jahr auch wieder Bundespräsident Fischer. Dieses Jahr eben im noblen Interalpen-Hotel Tyrol in Telfs-Buchen vom 10. bis zum 14. Juni.

Allen übertriebenen (und gerne zur Diffamierung von Kritik an Bilderberg hergenommenen) Verschwörungstheorien zum Trotz, die in den Bilderbergern eine selbständige „geheime Weltregierung“ sehen: mit Demokratie und Transparenz haben diese Treffen nichts zu tun. Letztes Jahr etwa bekümmerte man sich um den Aufstieg Chinas und ging die Machtstrategien in der Ukraine durch.

Dieses Jahr soll, laut durchgesickerten Informationen eines niederländischen sozialistischen Parlamentariers, das sog. Freihandelsabkommen TTIP auf der Tagesordnung stehen. Da würde es doch die Öffentlichkeit eigentlich interessieren, wie die Herrenrunde der eh schon Mächtigen sich dazu verhält. Erfährt sie aber nicht.

Grund um Grund genug, für zahlreiche Aktive, Organisationen und Einzelpersonen, mit dem BÜNDNIS BILDERBERGPROTESTE gegen zu halten. Die bunte Mischung aus Piratenpartei (nein, nicht den „Innpiraten“), AK-Grünen, sozialdemokratischen Organisationen, KPÖ, migrantischen Vereinen und Kulturschaffenden hat ein spannendes Gegenprogramm zur erlauchten Geheimnistuer-Runde erarbeitet. Los geht es am Mittwoch, 10.06. mit einer Cryptoparty und einer Theaterperformance im Freien Theater Innsbruck.

Am 11.06. 20:20 zeigt das Leokino in einer Sondervorstellung den Doku-Thriller „The Brussels Business“ über Lobbyisten-Macht in und über die EU.

Am Freitag, 12.06., 13 Uhr beginnt die international besetzte Alternativkonferenz im Innsbrucker Treibhaus. Mit dabei u.a. die bekannte indische Ökonomin Jayati Ghosh, letzte Woche Hauptrednerin beim Alternativgipfel gegen G 7 in München. U

Und am Samstag, 13.06. trifft sich, wer Demokratie, BürgerInnenrechte und Transparenz schätzt, zur großen, bunten und friedlichen Demonstration gegen die Bilderberg-Konferenz beim Rathaussaal in Telfs. Treffpunkt: 14 Uhr. Damit sichtbar wird, dass wir die Demokratie sind, die sie verachten.

Infos unter: http://www.bilderbergproteste.at/ und http://www.facebook.com/bilderbergprotests2015 (Bilderberg 2015 – Protestnews aus Tirol)

Matthias Lauer

Gast

3 Comments

  1. Ganz ehrlich, demokratisch und transparent muss ein privates Treffen auch nicht sein. Und dass dies so teuer für die Öffentlichkeit ist, liegt sicherlich auch an den Erfahrungen und Erinnerungen an frühere Proteste. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwann die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Bilderbergtreffen Autos angezündet und Polizisten attackiert hätten. Wohl aber an linke Demonstrationen, wo das der Fall war. Sorry, aber das ist eine Tatsache. Auch finde ich die Verharmlosung der Organisatoren schade, denn eine Frage muss sich die KPÖ gefallen lassen: Wie viele Menschen starben unter/durch den Kommunismus? Auch eine Frage zu den Grünen? Warum nur die aus der AK? Was ist mit dem Rest? Kritisch sollten wir in alle Richtungen sein, nicht nur in die eine, denn nur dann bleiben wir wirklich glaubwürdig.

    Zum Abschluss möchte ich noch unbedingt klar stellen, dass ich dieses Bilderbergtreffen auch nicht gut finde und der Meinung bin, dass so eine Art der Politik schon weit überholt ist! Ich finde es auch nicht richtig, dass solche Treffen die Allgemeinleit so viel kosten, aber so lange Demoorganisatoren Gewalt aus den Reihen der Demo nicht 100%ig (!) verhindern können, brauchts eine Polizeipräsenz und Sicherheitsmaßnahmen. Leider…

  2. Solche Veranstaltungen wie die Bilderberg-Konferenz gehören auf die Alcatraz Island.
    Dort sind sie sicher, stören nicht und werden nicht gestört.

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