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BETTELVERBOTE – ERSTE SCHRITTE DER INTERVENTION

Bettler

Die Debatte über Bettelverbote und die Kriminalisierung von Bettler_innen ist im Zuge einer gesetzlichen Neuregelung in Tirol angekommen und beginnt auf Hochtouren zu laufen. Bevor die Denkmuster durch ewige Wiederholung eingeprägt sind und Schlagwörter wie „Bettelmafia“ oder „organisierte Banden“ in ihrer inszenierten Bedrohlichkeit zum selbstverständlichen Argumentationsrepertoire gehören, bevor sich mittels diskursiver Macht der letzte Rest an kapitalismuskritischen Sichtweisen und an der Bereitschaft zu Solidarität verflüchtigt hat, fangen wir schon mal an zu intervenieren, bevor es zu spät ist.

 

BETTELVERBOTE – ERSTE SCHRITTE DER INTERVENTION

Ein Kunst- und Kulturprojekt der Initiative Minderheiten Tirol in Kooperation mit der Bettellobby Tirol

Ziel des Projektes ist es, Betteln als Thema auf die Agenda kritischer künstlerisch-kreativer und politischer Netzwerke zu setzen.

Als Auftakt des dreiteiligen Kunst- und Kulturprojektes findet einSymposium mit Künstler_innen, Wissenschafter_innen und Aktivist_innen(insbesondere aus Wien, der Steiermark, Salzburg und Tirol) statt. Eswidmet sich Diskursen & GegenArgumenten, rechtlichen Rahmenbedingungen& aktivistischen Netzwerken, Austausch & Handlungsperspektiven sowieKunst & Intervention: mit Ausstellung, Podiumsdiskussion, Filmen, Vorträgen und Gesprächsrunden zum Thema Betteln:

 

PART I: SYMPOSIUM
BETTELVERBOTE IM WIDERSPRUCH: DEBATTEN – ARGUMENTE – INTERVENTIONEN
Samstag, 5. April 2014, ab 13:00 Uhr
Die Bäckerei – Kulturbackstube, Dreiheiligenstraße 21a, Innsbruck

Gerüstet mit Hintergrundinformationen, einem tiefgehendenVerständnis der Funktionsweisen von Diskursen und Praktiken in Bezugauf Betteln und voller Ideen und Anregungen zu künstlerisch-kreativenAuseinandersetzungsmöglichkeiten, treffen wir uns zu einemgemeinsamen Workshop. Dieser dient der kollektiven Ideensammlung fürden Aktionstag am 13. Juni und soll zu Kooperationen und künstlerisch-kreativen Experimenten sowie zur Entstehung neuer Netzwerke der Zusammenarbeit beitragen. Da sich die Interventionen amAktionstag an eine breite Öffentlichkeit richten, liegt der Schwerpunkt auf Aktionen im öffentlichen Raum (wie z.B. Straßentheater) und auf Ausdrucksformen und Medien, mit denen viele Menschen erreicht werden können (z.B. Postkarten mit
künstlerisch-kreativ gestalteten Sujets zum Thema, Plakate etc.).

Alle Personen, die sich beteiligen wollen, sind herzlich eingeladen. Für die Realisierung künstlerisch-kreativer Interventionsformen und Materialkosten steht ein von allen Beteiligten gemeinsam zuverteilendes Budget in der Höhe von 3.500,– zur Verfügung.

 

PART II: WORKSHOP
KNSTLERISCH-KREATIVE INTERVENTIONSFORMEN
Sonntag, 6. April 2014, 10:00-13:00 Uhr
Kunschtschule, c/o Die Bäckerei – Kulturbackstube,
Dreiheiligenstraße 21a, Innsbruck

Mit dem im Workshop vom 6. April gemeinsam entwickelten Interventionsformen wird ein Aktionstag in der Innsbrucker Innenstadt gestaltet, der sich in konzentrierter Form künstlerisch-kreativen
Auseinandersetzungen mit dem Thema Betteln widmet. Ein Teil davon soll auch in dialogischer Form stattfinden: Vertreter_innen unterschiedlicher Konfessionen werden eingeladen, um in Gesprächskreisen im öffentlichen Raum über den Tag verteilt über Grundhaltungen zu Betteln und Armut in unterschiedlichen Religionen zu diskutieren.

PART III: AKTIONSTAG
INTERVENTIONEN VOR ORT IM FFENTLICHEN RAUM
Freitag, 13. Juni 2014
Innsbrucker Innenstadt

Programm und Detailinformationen: http://www.minorities.at/

AUS ORGANISATORISCHEN GRÜNDEN IST EINE ANMELDUNG BIS DONNERSTAG,
3.4.2014 DRINGEND ERFORDERLICH!

 

 

 

Bild von http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Bettler_Sendlinger_Tor_Platz.JPG /usin

Gast

One Comment

  1. Offener Brief der Piratenpartei Tirol zur Diskussion zum Bettelverbot.

    Ergeht an die
    Fraktionen des Innsbrucker Gemeinderates
    Medien
    Sozialvereine

    Sehr geehrte Bürgermeisterin, Mitglieder des Stadtsenates und Mitglieder des Gemeinderates!

    Wir begrüßen grundsätzlich Initiativen, die zur Lösung des Bettlerproblems beitragen. Auch wir möchten unseren Beitrag dazu leisten und Denkfehler richtigstellen, die der positiven Intention entgegenstehen.
    Wir streiten nicht ab, dass es ein Bettlerproblem gibt. Das Problem haben jedoch nicht die Stadt und ihre Vertreter, auch nicht die BürgerInnen der Stadt, sondern die Bettler.

    Betteln stellt zweifelsfrei eine entwürdigende Tätigkeit dar, die niemand, der eine bessere Alternative hat freiwillig aufnimmt. Die Zunahme der Bettler ist auch keine Modeerscheinung sondern Ausdruck steigender Armut.

    Die Idee, diesen Menschen auch noch die letzte Möglichkeit zur Beschaffung ihrer Lebensgrundlagen zu verbieten ist nicht nur vollkommen unsinnig, sondern auch nicht mit den Menschenrechten in Einklang zu bringen. Dies wurde auch bereits vom Verfassungsgerichtshof festgestellt. (VFGh am 10.12.2013 Absolutes Bettelverbot ist rechtswidrig und gegen die Verfassung und die Menschenrechtskonvention).

    Besonders verwunderlich ist es, dass solche Ideen gerade bei jenen politischen Kräften aufkommen, die sonst bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit die Nächstenliebe der christlich abendländischen Tradition beschwören. Der Heilige Martin, als römischer Legionär und praktizierender Christ, hat schließlich auch nicht das Schwert gezogen um den Bettler vom Platz zu treiben, sondern aus gutem Grund, damit den eigenen Mantel mit ihm geteilt.

    Da Betteln nicht nur in Innsbruck, sondern in ganz Österreich und Europa thematisiert wird, sollten sich auch alle Gruppierungen, die zur Wahl für das Europäische Parlament kandidieren, für eine rasche Umsetzung der Europäischen Sozialcharta einsetzen.

    Für die Piraten Partei Tirol
    Harald Bauer, Irene Labner, Wolfgang Samsinger

    Für Rückfragen bitte Irene Labner unter 0664 5428920 kontaktieren

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