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Auf der Suche nach …

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Nachdem in diesem Forum anscheinend alle ausgeflogen sind, in den wohlverdienten Ferien oder Urlaub gefahren oder geflogen, tut es vielleicht mal ganz gut, Innsbruck zu verlassen – wenngleich auch nicht für immer – und sich in den Zug zu setzen und mal ein bisschen in der Umgebung herum zu forschen. Gesagt, getan.

Also besteigen wir den Zug und fahren in  das schöne Unterinntal. Vorbei an den alten Bergbaustädtchen Hall und Schwaz, durchqueren wir eine schönen Landschaft aus saftigen grünen Wiesen, Angern und Weihern, leider halt schon sehr gezähmt, aber man hat doch einen lebbaren Kompromiss gefunden mit der Verkehrstechnik. die dieses Tal immer mehr schlucken muss zu uns aller schnellerem Fortkommen. So machen wir schließlich Halt in einem nette Unterinntaler Dorf mit dem bezeichnenden Namen Münster. Eines der ältesten Dörfer des Unterinntals, am Fuß des Rofangebirges gelegen.

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1140 erstmals urkundlich erwähnt, und wahrscheinlich schon auf eine römische Siedlung zurückgehend, deutet sein Name auf Monasterium .hin, also ein Kloster oder eine Abtei, die im siebten Jahrhundert von iroschottischen Mönchen gegründet worden sein soll. Nur, wo war es?

Es gab im Weiler Hof eine Kirche, eine Art Eigenkirche eins Adelssitzes, die 1768 abgebrochen wurde. Damals gab es ja wohl noch  keinen Denkmalschutz. 1972 wurde sie laut dem 2005 im Innsbrucker  Studienverlag erschienenen Tirol Lexikon von Gertraud Pfaundler-Spat ausgegraben. Also dachte ich mir, müsste ja auch noch was von ihr zu finden sein, und so macht eich mich auf die Suche.  Ob diese Kirche allerdings etwas mit dem Kloster zu tun hatte, ist auch nicht sicher.

Der erste Eindruck von Münster war schon mal interessant, neben einem größeren Steinmetzbetrieb mit diversen Grabsteinen gleich eine ganze Reihe von Buddhas, für Garten und Wohnung, daneben gleich eine Art Begrüßungsstein mit dem Ortsnamen und dem Wappen von Münster, welches eine Madonna, umrahmt von  zwei Handschuhen zeigt. Was es damit zu tun hat, davon etwas später. Also ging ich weiter. Ein buddhistischer Ort, dachte ich, oder doch zumindest ein  multireligiöser, wäre das ganze Arrangement nicht doch nur kommerziellen Interessen geschuldet. Egal.

Gleich darauf eine kleine Erinnerung an Innsbruck: Ein Ortsteil der Bradl heißt, nur eben mit „B“ geschrieben. Ob es die gleiche Etymologie hat, entzieht sich meiner Kenntnis, ist aber wohl anzunehmen, da der Name Pradl sich ja vom lateinischen „pratelum“ – kleine Wiese – ableitet, und auch hier dieser Weiler von Wiesen umgeben ist. Muss natürlich nicht sein, dass das mit der Namensgleichheit so ist, das Naheliegende ist in der Namenskunde oft nicht wirklich das Erklärende, wie wir aus vielen Beispielen wissen.

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Egal, meine Suche ging ja nach der verschollenen, verschwundenen, abgebrochenen oder wie auch immer mittelalterlichen Kirchen- und/oder Klosterruineruine. Aber wo war sie? Es gibt nur stattliche Bauernhöfe  mit dem für den schon an Bayern grenzenden Bezirk Kufstein typischen Balkonen mit den verzierten und meistens auch bemalten Säulchen und Stützen, wie wir sie sie etwa im Innsbrucker Raum und dem mittleren Inntal noch nicht kennen. Und bis 1504 markierte Münster ja auch bereits die Grenze zu Tirol. Kufstein war damals also noch bayerisch. Aber von einer Kirchenruine war nichts zu sehen.

Seltsam dachte ich, dass sie davon gar nichts übriggelassen haben. Heute wäre das doch eine Touristenattraktion. So fand ich in der barockisierten Pfarrkirche doch noch schöne gotische Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert und schöne  Deckenfresken vom Schwazer Barockmaler Christoph Anton Mayr.

Dann gibt’s da noch am nördlichen Ausgang des Friedhofes eine Obs genannte auf vier Säulen stehende Versammlungshalle, deren Zweck auch noch nicht ganz geklärt ist, jedenfalls ist sie ziemlich das einzige Bauwerk dieser Art in Tirol.

Zu erwähnen wäre auch noch das Schloss Lichtwerth am anderen Ufer des Inn. Eine der schönsten und besterhaltenen Burgen des Landes aus dem 12. Jahrhundert, mit einer alten Küche, einer barocken Kapelle und einem, ebenfalls aus der Barockzeit stammenden Theater.

So weit erschloss sich mir der Ort mit allen seinen Reizen und Sehenswertem. Auch wenn ich das, nach dem ich suchte, nicht fand. Aber so ist das eben mit dem Suchen: Der sucht, der findet (meistens) nicht. Und der nicht sucht, der findet – zumindest manchmal – auch etwas (anderes). So ist es zumindest mir ergangen. Was ich noch wissen wollte. Was bedeuten die beiden Handschuhe im Wappen?

Sie weisen auf einen in Tirol einzigartigen Brauch hin: den Handschuhtanz, der immer am Pfingstmontag getanzt wurde. Und die schönste und beste Tänzerin wurde dann mit einem Paar Handschuhen prämiert. Ob sie das immer noch so machen, die Münsterer, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich glaube eher nicht. Aber tanzen tun sie sicher noch,. Und vielleicht finden sie ja doch noch mal ihr Kloster oder Münster, das ihrem Ort den Namen gab. Es wird ja immer wieder was gefunden in Tirol

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Helmut Schiestl

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