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Auch noch eine Woche: WIR // HIER. Die sogenannte Subkultur

Auch noch gut eine Woche läuft im Innsbrucker Stadtarchiv die Ausstellung Wir // HIER.  Die sogenannte Subkultur. Bei deren Eröffnung es ja laut Berichten einen Riesenansturm gegeben haben soll. Was eigentlich auch kaum verwundert, ist das Thema doch ein Quotenbringer oder ein Eyecatcher oder wie immer man so was auch nennen mag. Viele Leute jedenfalls waren mal jung in dieser Stadt, einige sind es noch immer, manche blicken vielleicht mit Wehmut zurück, andere denken, „nein, was waren wir da für …“

Nun gut, das Ausstellungsmotto versprach jedenfalls viel, nicht zuletzt wurde ja sogar ein Archiv angekündigt, das also ständig wächst, indem etwa die Besucher/innen Erinnerungsgegenstände mitbringen können.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist das Online-Archiv von Rudolf  Dornauer, und Maurice Kumar, das 2014 als ein Rechercheprojekt zur Alternativ- und Subkultur begonnen wurde und das im Rahmen der Innsbrucker STADTPOTENTIALE gefördert wurde. In dieses Archiv können eben Plakate, Zeitungen, Programme und sonstige Utensilien aus der Zeit von den späten  sechziger bis herauf in die Nullerjahre des neuen Jahrtausends abgegeben werden, die für die Innsbrucker Subkulturszene relevant waren und sind. Und einiges davon hat eben den Weg in die Ausstellung gefunden, die auf zwei Räumen verteilt nun die Besucherin / den Besucher  über eben jene wilden Jahre in Innsbruck informiert, dabei den Älteren wieder vieles in Erinnerung bringt und die Jüngeren über vieles informiert, was damals so alles los gewesen war  in Innsbruck. .

Nun, ein rühmliches Unterfangen, das für mich allerdings ein bisschen mit einem Wermutstropfen unterlegt ist. Ist der Fokus der Ausstellung doch fast ausnahmslos auf die Musikszene der letzten vierzig Jahre in Innsbruck gelegt. Was zwar auch recht interessant ist, gab es damals doch viele interessante Bands, die hier alle aufzuzählen den Rahmen  sprengen würde. Erinnert sei hier etwa nur an den Innsbrucker Musiker Hans Platzgummer – damals bekannt als H. P. Zinker – der mittlerweile auch eine literarische Karriere gemacht hat, die Bands ATOMCAT,  NO BROS,  THE BOYS, um nur einige wenige von den vielen zu nennen, die heute vielleicht noch bekannt sind.  Einige der Bands  kann man an Hörstationen innerhalb der Ausstellung anhören.

Anhand von Fotos dokumentiert sind  etwa die Örtlichkeiten, in denen diese Szene damals stattfand, angefangen etwa beim UPTOWN JAZZ-SALON in Hötting, dem KOMM, dem ACT, dem DESINFARKT, dem TREIBHAUS; dem UTOPIA, um nur einige  von ihnen zu nennen.

Aber Subkultur ist natürlich vielmehr,  und das gab es in Innsbruck ja auch. Es gab etwa eine freie und auch sehr mutige Theaterszene in Innsbruck – erinnert sei dabei etwa nur an das legendäre THEATER AM  LANDHAUSPLATZ, oder die Theatergruppe im SIGMUND-KRIPP-HAUS. Es gab eine bunte Literaturszene, die in heute kaum mehr bekannten Literaturzeitschriften wie etwa dem FÖHN, das STUDIO, DIE  GEGENWART, der THURNTHALER , um nur die bekannteren zu erwähnen.  Manchmal erschienen sie hektographiert, und hatten keine lange Lebensdauer, trotzdem hatten sie die das literarische Leben in der Stadt nicht unwesentlich geprägt.

Auch das Politische, das die jungen  Leute damals bewegt hat, scheint  mir in dieser Ausstellung ein bisschen zu kurz gekommen. Immerhin gab es damals ja auch eine Hausbesetzung und heftige Diskussionen über Jugendzentren, und wie frei sie sein dürfen, hatten diese noch meistens kirchliche Träger Und überhaupt war die Jugendkultur damals ja sehr rebellisch unterwegs.

Ja es ließe sich wohl noch vieles sagen über diese Zeit und ihre Subkultur, immerhin ein Anfang wäre schon mal gemacht, und so lässt sich noch bis 7. Juli 2017 eintauchen in eine Welt der Erinnerung,  etwa anhand von auf einem Tisch aufgehäuften Fotos, in denen man sich selber suchen kann und vielleicht fündig wird dabei.

Das Rahmenprogramm: Morgen Freitag, 30. Juni 2017, 18 Uhr  Kuratorenführung.

Finissage der Ausstellung ebenfalls morgen Freitag, um 22.00 Uhr in der PMK, Ing. Etzel-Straße / Viaduktbogen 18-19.

Die Ausstellung ist noch bis 7. Juli 2017 zu sehen.

Helmut Schiestl

One Comment

  1. Eine wirklich gelungene Ausstellung – als Zeitzeuge habe ich einige interessante Fundstücke gesichtet. Danke für den Tipp!

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