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Anbei die Überfahrt

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Anbei die Überfahrt. Anbei das Unwägbare. Anbei die Glückssternfahrt über
schneeiges Gebirge, über den Arlberg, wo sonnenstichig die Schifahrer ihre ersten
Pirouetten drehen.

Fahrt dahin mit schnellem Zug. zurück aus dem Land, aus dem er
gekommen war. In jenes in das er wieder wollte.  Zwischen eingezuckerten Bäumen mit
firnbehangenen Ästen hindurchrollend, auf der Fahrt ins große Glück, verwegen eingekerbt
wie Buchstaben in das große Alphabet.

In sich die verschrammte Liebesverlegenheit, Gebrochenheit, Unnützigkeit, Trägheit, vielleicht auch nur des So-doch-nicht-mehrvorkommen-Wollens. ln sich gekehrt der große Radebruch des Lebens. Wird er so wiederkehren? Wird er so wieder feststehen auf dem Boden, den Kreis ausgehen können,  das Segnent den einzelnen Teil besichtigen? Vorbeischauen, die Gleichung x-ten Grades lösen bei Pizza und Bier, im Nacken das Wort der Toten vielleicht, das er nicht mehr hören kann. Die Kälte dringt ein in seinen Körper, zerschneidet sein Gesicht in zwei Hälften. Die Straßen voll von glänzendem Schnee, mit Sonnenlicht darüber.

Er hatte Angst zu erzählen, gab keine Antworten mehr. War ein einsam Schauender, ein sich Verweigender, ein sich vor den Leuten in Acht Nehmender. So verließ er die Straßen, ging in die Cafes, in die Bars, in die Geldvertrinkstuben und Sitzenbleiberspelunken. Trug es überall hinein das, was er nicht sagen konnte oder wollte.
Weil es so viel mit Tod zu tun hatte, mit Tod und Sterben und mit Mitleiden und mit Einsamkeit. So fuhr er wieder gegen den Berg, zurück in das Land, aus dem er gekonmen war.

Ihm gegenüber hatte er einen, der ihm mit Gott kam und damit, dass ohne diesen alles noch viel schlimmer wäre und wir vollkommen aufgeschmissen und uns gegenseitig erledigen würden.

Sie haben noch keinen Ehrgeizigen aus dem Bett geholt, sagte er, als er wieder ausstieg, die anderen zurückließ in ihren Reiseabenteuern. Es war alles nur noch wie ein
schaler Witz. Er fuhr zurück in die Stadt, in die große weite Stadt, es belastete ihn nichts, wirklich nichts, er klagte nicht, gab keine Laute  mehr von sich. Er ging nach Hause, er machte sich ein verspätetes Frühstück, er wartete auf einen Anfruf, der aber nicht kam.

So schloss er dieses Kapitel seiner Begierden und wartete auf nichts mehr.

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Helmut Schiestl

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