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Ach schöner Regen, ich wollte Dir ein Loblied singen

Eigentlich wollte ich eine Ode an den Regen schreiben, die Schönheit und Klarheit der Wassertropfen, das Aufplatzen derselben auf die durchnässten Blätter meines Gartens. Die frische Luft. Ein Regentropfenballet, könnte man sagen. Oder eine kleine Regenmusik, die einen in den Schlaf singt.Wären da nicht die großen Schäden, die der Regen in den letzten Stunden schon angerichtet hat. In Nieder- und Oberösterreich, aber auch bei uns in Tirol. Kössen steht nach den ORF-Nachrichten unter Wasser. Wenn man so was hört, dass ein ganzes Dorfzentrum unter Wasser steht, und das mitten in Tirol, wer kann da noch an Poesie denken, an Schönheit des Regens. Es gibt ein wunderschönes Stück des kürzlich verstorbenen deutschen Komponisten Hans Werner Henze: Vierzehn Arten, den Regen zu beschreiben. Ja, es gäbe überhaupt viel über den Regen zu sagen. Er hat ja die Kunst immer wieder begleitet und tut es noch immer. Und in vielen Ländern ist man überhaupt froh, wenn er fällt.

Was ihn in den letzten Jahren hierzulande zum Problem gemacht hat, das ist wohl schlicht und einfach die Tatsache, dass er in dieser Stärke zum Bestandteil des Klimawandels geworden ist.  Regen in so großen Mengen, dass er schon nach wenigen Tagen zum Hochwasser und zu Vermurungen führt, hat es in diesem Ausmaß  wohl früher nicht gegeben.Ich kann mich als Kind mal in den sechziger Jahren auf einen sogenannten Katastrophensommer erinnern, wo die alte inzwischen schon längst abgetragene Haller Innbrücke nicht mehr passiert werden konnte, weil sie einsturzgefährdet war. Als Kind hatte mich das mächtig beeindruckt, wie da dicke Baumstämme die graubraunen Fluten des Inn entlang geschwommen kamen und man fürchten musste ob die Brücke noch hält. Sie tat es und wurde dann in den siebziger Jahren abgetragen und durch eine neue Betonbrücke ersetzt.

In den achtziger Jahren wurde Innsbruck mal überschwemmt, kann ich mich noch erinnern. Sandsäcke wurden an das Ufer der Sill geschleppt. Dann war wieder Ruhe eingekehrt.
Erst in den Nullerjahren des neuen Jahrhunderts ging es dann Schlag auf Schlag: 2002 war in ganz Mitteleuropa ein großes Hochwasser, das z.B. Dresden überflutete und auch in Österreich große Schäden anrichtete. 2005 dann schon das nächste. Da war ich gerade aus dem Urlaub in Tschechien zurückgekommen und war bas erstaunt, als ich das halbe Unterinntal im Wasser stehen vorfand, ich dachte, ich träume oder bin irgendwo im fernen Osten.Und die Innbrücken in Innsbruck hielten den mächtigen Fluten ja gerade noch stand. Und die Universitätsbibliothek wurde mit Sandsäcken abgesichert. Alles war noch mal gut gegangen, konnte man überall in den Kommentaren hören Der Klimawandel immer noch von nicht wenigen bestritten, hat uns offenbar aber doch fester im Griff, als wir das in den „Normalzeiten“, also da, wo alles seinen gewohnten Gang geht und wir uns in Sicherheit wiegen, wahrhaben wollen. Näheres und Wissenswertes unter:

Hoffen wir nur, dass der Regen bald aufhört und unsere Anteilnahme gilt all denen, die jetzt unter dieser Katastrophe ihr ganzes Hab und Gut verloren haben.

Helmut Schiestl

One Comment

  1. Alle reden übers Wetter, aber niemand tut mal was dagegen! Nein im Ernst: Diese ZIB-Bilder heute, schöne Scheiße. Wie der Autor schreibt: Für alle Betroffenen, bitte verzweifelt nicht, viel Mitgefühl!

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